Uni Leipzig verurteilt Farbattacke der „Letzten Generation“ und zeigt Verursacher an

Mitglieder der „Letzten Generation“ haben am Montag die Fassade des Augusteums der Universität Leipzig mit Farbe besprüht. Die Hochschule hat Anzeige erstattet.

Leipzig. Mitglieder der Klimagruppe „Letzte Generation“ haben am Montagmorgen vor der Universität Leipzig protestiert und das Augusteum am Augustusplatz mit Farbe besprüht. Ähnliche Aktionen sollen parallel auch an den Hochschulen in Köln und Bochum stattgefunden haben. In Leipzig nutzten die Protestierenden präparierte Feuerlöscher, mit denen sie das Eingangstor zum Gebäude orange einfärbten. Zudem entrollten zwei Personen ein Banner mit der Botschaft „Weg von fossil, hin zu gerecht“.

Die Aktion hatte gegen 9 Uhr begonnen, einer der beiden Demonstrierenden am Banner war Denis Köhler aus Nürnberg. „Wir müssen so schnell wie möglich aus den fossilen Brennstoffen aussteigen“, begründete der 29-Jährige gegenüber der LVZ. Der Protest am Universitätsgebäude richte sich explizit auch an Studierende in Leipzig. „Es ist Semesterbeginn, und wer jetzt seinen Bachelor beginnt, wird sein Studium nicht abschließen, ehe bereits neue Kipppunkte erreicht sind.“ Unter Kipppunkten versteht die Klimaforschung das Erreichen von kritischen Zuständen, die nicht mehr umgekehrt werden können.

Gerade auch junge Leute müssten sich nun genau überlegen, ob sie mit dem „Weiter so“ der aktuellen Politik mitgehen wollen – oder ob sie nicht auch für den Klimaschutz aktiv werden wollten, so Köhler weiter. „Ein akademischer Abschluss ist in einer Welt ohne Wasser und ohne Nahrung nichts mehr wert.“

Passanten beschimpfen Klimagruppe

Beobachtet wurde der Protest am Montagvormittag auf dem Augustusplatz unter anderem von Simone und Jens. Die beiden Touristen waren für die Feierlichkeiten zum Jahrestag der Friedlichen Revolution in der Messestadt und kamen zufällig am Augusteum vorbei. „Die sollen sich was schämen und die Farbe mit der Zahnbürste wieder abputzen“, schimpfte die 67-Jährige.

Auch Begleiter Jens hatte keinerlei Verständnis für die Aktion der „Letzten Generation“: „Sie sollen lieber Bäume pflanzen oder Müll einsammeln. Das ist doch Klimaschutz und nicht so etwas hier. Denen fehlt jeder Respekt vor den Menschen, die das Gebäude gebaut haben“, kritisierte der 59-Jährige. Simone ergänzte: „Am besten gehen diese Klimaschützer gleich nach Afghanistan oder in den Iran. Dorthin, wo wirklich etwas für die Umwelt getan werden muss.“

Uni Leipzig kritisiert Protest – Farbe wieder entfernt

Die Aktion der „Letzten Generation“ dauerte insgesamt nur einige Minuten. Dann wurden die Protestierenden von Polizistinnen und Polizisten festgenommen. Mitarbeiter der Gebäudeverwaltung begutachteten in der Folge die besprühten Flächen, um Möglichkeiten für eine Beseitigung der Farbe zu finden. Laut der „Letzten Generation“ soll es sich bei der verwendeten Farbe um abwaschbare Stoffe handeln.

Die Hochschule selbst hat nun Anzeige erstattet. „Die Universität Leipzig verurteilt die Aktion der ,Letzten Generation’. Diese Art des Protestes ist kein legitimes Mittel, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen und mehr Engagement einzufordern, um den Klimawandel zu verlangsamen beziehungsweise zu stoppen“, so ein Sprecher am Montag. Angesichts der wissenschaftlichen Expertisen und Forschungsprojekte sowie ob des Engagements vieler Studierender seien gerade Hochschulen treibende Kräfte, um Nachhaltigkeit in Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft zu verankern.

Laut einer Polizeisprecherin konnte die versprühte Farbe noch am Vormittag wieder vom Gebäude entfernt werden. „Inwieweit es trotzdem Beschädigungen gab, wird noch geprüft.“ Dies ist – abgesehen von möglichen Schadenssummen – auch relevant für weitere Ermittlungen. Sollte die Farbe Schäden am Gebäude hinterlassen haben, müssten die Protestierenden mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung rechnen. Im anderen Fall könnte ihnen zumindest ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz drohen. „Die Demo war nicht angemeldet“, so die Polizei weiter.

Denkmal in Köln beschmiert – hohe Reinigungskosten in Berlin

Parallel zur Aktion an der Universität Leipzig wurden Mitglieder der „Letzten Generation“ am Montag auch an der Hochschule in Köln tätig. Laut Medienberichten wurde das Albertus-Magnus-Denkmal vor dem Uni-Hauptgebäude mit oranger Farbe beschmiert. Zudem vermeldete die Gruppe selbst noch eine weitere Aktion an der Uni in Bochum.

Am 17. September hatten Mitglieder der „Letzten Generation“ in Berlin alle Säulen des Brandenburger Tors mit oranger Farbe besprüht. Die Polizei nahm damals 14 Personen fest und ermittelte wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung. Die Reinigung dauerte mehrere Wochen. Berlins Finanzsenator Stefan Evers (CDU) sprach von sechsstelligen Reinigungskosten, für die er die Umweltgruppe verantwortlich machen wollte.